Schlussbetrachtung zum 8. Karpov-Turnier

von ChessBase
27.03.2007 – Anatoly Karpov ist als einer von wenigen Schachspielern schon zu Lebzeiten in den Genuss eines Schachturniers zu seinen Ehren und mit seinem Namen gekommen. Allerdings gehört der Austragungsort Poikovsky in der sibirischen Nefteyugansk-Region nicht zu den Metropolen Europas, nicht einmal Sibiriens, und liegt auch etwas abseits der großen Verkehrswege. Dennoch ließ es sich der Ex-Weltmeister nicht nehmen, zur Abschlussfeier "seines" Turniers zu erscheinen und bei dieser Gelegenheit auch die örtliche Karpov-Schachschule zu besuchen. Misha Savinov schickt einen Abschlussbericht aus den winterlichen Weiten Sibiriens. Mehr....

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Das 8.Karpov-Turnier in Poikovsky
Von Misha Savinov

Dmitry Jakovenko zeigte sich in Poikovsky haushoch überlegen und landete einen vollen Zähler vor dem punktgleichen Trio Onischuk, Alekseev und Bologan (Reihenfolge nach Wertung). Jakovenkos aktuelle Elo hat 2700 bereits überschritten, aber er hat nicht die Absicht, das Tempo zu verlangsamen.


Jakovenko, Istratescu

In Poikovsky spielte er sein gewohnt zähes und gesundes Schach, jede Chance nutzend, hier und da einen halben Punkt zu stibitzen. Gegen Bologan hing er in den Seilen, und in der Begegnung gegen Onischuk wandelte er sogar noch dichter an einer Niederlage, gewann aber die eine und remisierte die andere. Davon abgesehen stand Dmitry nie schlechter und gewann eine Reihe guter Partien. Ich glaube, sein Ergebnis hätte leicht noch beindruckender ausfallen können, wenn er in den beiden Schlussrunden auf Gewinn hätte spielen müssen.


Jakovenko und Peng


Jakovenko und seine Mutter treffen Alexander Klepikov, ehemaliger Vorsteher der
Nefteyugansk-Region und einer der Gründerväter des Turniers

Doch da semi-freundliche Remisen gegen Istratescu und Zhang Pengxiang reichten, den Gesamtsieg zu sichern, wurde dieser entsprechend unter Dach und Fach gebracht.

Alexander Onischuk, das alle acht Poikovsky-Turniere bestritten hat, wurde Zweiter.

Ein bisschen unglüclich, denn er verpasste einige Chancen in besseren Stellungen, andererseits kam der Sieg gegen Sutovsky aus kompletter Remisstellung heraus. Die Differenz hievte den Amerikaner auf den zweiten Platz.


Alexander Onischuk genoss ein paar Partien mit lokalen Amateuren

Evgeny Alekseev rettet das Turnier durch seinen Schlussrundenerfolg mit Schwarz gegen Rublevsky. Ein schwacher Start und Müdigkeit konnten dem Russen seinen Kampfgeist nicht nehmen. Alekseev quetschte den Punkt aus einem Turmendspiel heraus, unter den wachsamen Augen von Anatoly Karpov.




Evgeny Alekssev im eleganten weißen Jackett auf der Abschlussfeier

Achterbahn-Mann Viorel Bologan wurde nach Wertung Vierter, hätte aber den ersten Platz mit Jakovenko geteilt, wenn es im Schach das Fussball-Punktsystem 3-1-0 gäbe. Bologan es sich zur Gewohnheit gemacht, mehr entschiedene Partien zu spielen als jeder andere Spieler seines Kalibers. In diesem Jahr erlaubte dies dem Moldavier, sich von -2 auf den geteilten zweiten Platz hochzuarbeiten.


Bologan diskutiert mit Tkachiev

Den fünften Rang teilten sich Istratescu und Rublevsky. Rublevsky hatte großes Pech gegen Bologan, als er ein Mittelspiel mit Mehrbauer zu einem Endspiel T+L gegen Turm verdarb, welches er auf die einzige Weise verlor, die seinem Gegner noch die Einhaltung der 50-Züge-Regel gestattete. In der letzten Runde beging er einen bösen Eröffnungsfehler gegen Alekseev und kämpfte vom 9 Zug an um Rettung, wobei er im Endspiel ein paar Remismöglichkeiten ausließ. Ein enttäuschendes Turnier für Sergey, der nicht ganz die Stärke zeigte, die ihn schon große Veranstaltungen gewinnen ließ.

Was Istratescu angeht, er ließ den Dingen einfach seinen Lauf, nachdem er in Runde 1 Alekseev geschlagen hatte, aber als Andrei gegen Sutovsky im Schlussdurchgang fast unter die Räder kam, konnten wir alle die verblüffende Zähigkeit und Ruhe des Rumänen in der Verteidigung bewundern.




Istratescu gibt Autogramme 

Emil Sutovsky hatte am meisten Pech von denjenigen, die ein ‘Minus’-Ergebnis machten. Die Partie gegen Onischuk habe ich schon erwähnt, und die Idee, die er gegen Istratescu umsetzte, war einfach brillant und hätte einen vollen Punkt verdient, doch in Zeitnot übersah Emil einen forcierten Gewinn.


eine Partie blind mit Karpov zu analysieren ist immer aufregend

Insgesamt genoss das Turnier eine tolle Atmosphäre, ausgezeichnetes Wetter und auch ausreichende Aufmerksamkeit seitens der lokalen Behörden – Letzteres lässt hoffen, dass wir uns auf weitere Turniere um sibirische Ölquellen herum freuen können.

Zum Schluss des Turniers gab sich der Namenspatron des Turniers Anatoly Karpov die Ehre, diskutierte mit den Spielern über ihre Partien und besuchte auch die örtlich Schachschule, die ebenfalls seinen Namen trägt. Als Ehrengast wohnte er schließlich der Abschlussfeier bei.


Schachschule, benannt nach Anatoly Karpov’


Das Schulgebäude


Anatoly Karpov trifft junge Schachspieler der Nefteyugansk-Region


Feuerwerk für den Champion


Autogrammstunde


Der Computerraum wurde nicht nur von Großmeister und Journalisten genutzt.


Interview mit dem Meister


Sponsorengeschenke von Rosneft’

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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