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Schach als Wintersport
Von André Schulz
Bekanntlich bewirbt sich die FIDE beim IOC darum, mit Schach als olympische Sportart
bei den Olympischen Spielen antreten zu dürfen. Eine offene Frage ist dabei, ob Schach eher
als Sommer -oder
Wintersport anzusehen ist. Mit der Wahl des sibirischen Khanty-Mansiysk als
Austragungsort für den World-Cup und die nächste Schacholympiade könnte man
fast den Eindruck gewinnen, es sei schon eine Vorentscheidung diesbezüglich
getroffen worden. An diesem Ort fanden bereits Biathlon-Weltmeisterschaften
statt. Tatsächlich sind einige Schachspieler auch gute
Wintersportler. Von Magnus Carslen ist bekannt, dass er gerne Ski fährt.
Aber auch Alexei Shirov offenbarte seine Liebe zum Wintersport.
Khanty-Mansiysk liegt etwa 15 km von der Stelle entfernt, wo Irtysch und Ob ineinanderfleißen.
Man hat sich darauf geeinigt, dass es der Irtysch ist, der als Nebenfluss dem Ob zufließt. Tatsächlich ist es jedoch dieser Fluss, der mit 4.248 km gegenüber den 1.162 km des Obs die deutlich größere Strecke von der Quelle bis zum Zusammenfluss der beiden Ströme zurückliegt, Doch der Ob wurde dennoch, wohl wegen seiner gewaltigen Wassermenge, als der größere Fluss angesehen. Zusammen kommen Ob und Irtysch auf eine Länge von 5.410 km, womit der Fluss der sechstlängste der Erde ist.
Die längsten Flüsse der Erde:
1 Nil mit Kagera-Nil 6.671 km
2 Amazonas mit Ucayali und Apurímac 6.448 km
3 Jangtse mit Tongtian He 6.380 km
4 Mississippi River + Missouri River mit Red Rock River 6.051 km
5 Jenissei + Angara mit Selenga und Ider 5.940
6 Ob + Irtysch 5.410 km
Beide Flüsse, Irtysch und Ob haben ihre Quellen im Altai, einem 2100 km langen Gebirgszug mit Gipfeln von 4000 m Höhe, der sich im Grenzgebiet von Russland, Kaschstan, der Mongolei und China erstreckt.
Klimatisch trennt der Altai die trockenen Wüstengebiete im Süden von der waldreichen Taiga im Norden. Die Quellen der beiden Flüsse liegen jedoch weit voneinander entfernt und werden durch eine Wasserscheide getrennt. Der Irtysch entspringt im Nordwestteil Chinas, durchfließt Os-Kasachstan Richtung Norden, bevor er die kasachisch-russische Grenze überschreitet. Der menschliche Einfluss im Altai ist ausgesprochen gering geblieben. Heute leben gerade einmal 200.000 Menschen in diesem von den großen Verkehrswesen abgeschlossenen Gebiet. Einst sollen hier die östlichen Stämme der antiken Skythen ihre Rückzugsgebite gehabt haben. Später werden Teile der Hunnen von den Chinesen in den Altai gedrängt.
Auf seinem Weg durch den Altai fließen dem Irtysch rechtsseitig die Buchtarma der Om und die Demjanka, linksseitig der Ischim, Tobol und Konda zu. Der Zusamenfluss von Buchtarma und Irtysch wurde 1960 mit einem Sperrwerk bei Serebrjansk zum Buchtarma Stausee gestaut.
Bei Vollstau überflutet dieser den natürlichen 105 km langen und zwischen 22 und 48 km breiten Saissansee, der vor allem durch den Irtysch gespeist wird.
Der Buchtarma Stausee befindet sich auf dem Gebiet des heutigen Kaschstan, regelt zur Verbesserung der Schiffbarkeit die Wassermenge im Irtysch und dient der Energiegewinnung.
Nachdem der Irtysch Kasachstan in nördlicher Richtung verlassen hat, ist
etwa 170 km später die Stadt Omsk als größte Siedlung überhaupt an diesem
Fluss zu finden. Mit etwas über 1,1 Mio. Einwohnern ist Omsk aber immerhin
die siebtgrößte Stadt Russlands und sie hat deutsche Wurzeln. Ihre Gründung
erfolgte 1716 durch eine Einheit des deutschstämmigen Oberstleutnants J. D.
Buchholz. Nachdem 1895 die Transsibirische Eisenbahn durch Omsk verlief,
erfuhr die einstige Verbannungsstadt Dostojewskis einen wirtschaftlichen
Aufschwung. Heute ist Omsk zudem ein Kunst-und Kulturzentrum.
Während die großen russischen Flüsse westlich des Urals von Norden nach
Süden fließen, ist die Wasserichtung östlich des Urals nördlich. Ob,
Jennissei und Lena münden ins Nordpolarmeer. Viele große Städte liegen an
den Flüssen westlich des Urals, die ins Kaspische oder Schwarze Meer münden.
Über viele Jahrhunderte haben Kolonisten, zumeist aus Süden kommend sich nordwärts
vorgearbeitet und Siedlungen gegründet. Aber wer hätte schin aus dem dem ewigen
Eis des Nordens sich südwärts arbeitend Siedlungen anlegen können? So blieb
die Anzahl der Städte entlag sibirischer Flüsse klein und Omsk eine der
wenigen Ausnahmen.
Auch geschichtlich hat der Irtysch seine Spuren hinterlassen. Flüsse, die
etwas auf sich halten, haben im Laufe ihrer Geschichte bekanntlich gerne
eine bedeutende Persönlichkeit in sich ertränkt. Der Eroberer Jermak
Timofejewitsch, im Auftrag der Handelsfamilie Stroganoff aktiv, ertrank am
5. oder 6. August 1585 im Irtysch, als er versuchte mit seinen Booten die
Tartaren anzugreifen. Tatsächlich kann man auch nur im Sommer und Frühherbst
im Irtysch ertrinken. Vom November bis April ist der Fluss nämlich
zugerforen.
Das heutige Khanty-Mansiysk wurde 1930 mit dem Namen Ostyako-Vogulsk als Arbeitersiedlung gegründet.
Khanty-Mansiysk an einem Bogen des Irtysch (dunkelgrau)
1940 wurde die Siedlung in Khanty-Mansiysk umbenannt. Beide Ortsnamen beziehen sich auf die sibirischen Volkstämme, die hier iher Heimat haben. 1950 wurde Khanty-Mansiysk mit der seit dem 16.Jh. bestehenden Siedlung Samarovo zusammen gelegt. Nachdem hier Öl gefunden wurden, wurden die Sibirer aus ihren traditionellen Wohnstätten mehr und mehr verdrängt.
Ugriersiedlung mit Rentieren
Zwei Frauen backen Brot
Umweltschützer beklagen die zunehmende Verschmutzung durch den Abbau der
Rohstoffe. Auf der anderen Seite steht die Verbesserung der Infrastruktur. Im
Jahr 2004 wurde die Irtysch-Brücke erbaut. Dies überquert mit einer
Spannweite von 1,315.9 Metern den Fluss. Der Flughafen ermöglicht die
Anreise per Flugzeug. Von Moskau dauert es drei Stunden.
Das Öl spült Geld auch in die Kassen des Bezirks und der Gemeinden. Mit
Sport- und Kulturveranstaltungen versucht man für Abwechlsung zu sorgen.2003 war Khanty-Mansiysk Austragungsort der
Biathlon-Weltmeisterschaften. In den Jahren 2005 und 2007 wurde hier der FIDE
Worldcup gespielt. Für 2010 erhielt die Stadt den Zuschlag für die
Schacholympiade (22.Nov. bis 18.Dez 2010).
Alexei Shirov war mit großem Ehrgeiz nach Khanty-Mansiysk gereist.
Eisfiguren in Khanty-Mansiysk
Nach einem ungefährdeten Sieg über Robert Gwaze aus Simbabwe in der ersten Runde, hätte eigentliche die zweite Runde das Aus für den Spanier bedeuten müssen. Gegen Yury Shulmann stand er völlig auf Verlust.
(37) Shirov,A (2739) - Shulman,Y (2616) [C18]
World Cup Khanty-Mansiysk RUS (2.2), 28.11.2007
1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.e5 c5 5.a3 Lxc3+ 6.bxc3 Se7 7.Dg4 cxd4 8.Dxg7 Tg8 9.Dxh7 Dc7 10.Se2 Sbc6 11.f4 Ld7 12.Dd3 dxc3 13.Tg1 0–0–0 14.g4 d4 15.h4 Le8 16.h5 f6 17.exf6 Sd5 18.Lh3 Kb8 19.g5 Lxh5 20.Lxe6 Lxe2 21.Kxe2 Tge8 22.f5 De5+ 23.Kf3 Dh2 24.Df1 Se3 25.Lxe3 dxe3 26.Td1 e2? [26...Txd1 27.Dxd1 e2 28.De1 Th8 29.f7 Th3+ 30.Tg3 Txg3+ 31.Dxg3+ Dxg3+ 32.Kxg3 e1D+ 33.Kg2 Dd2+ 34.Kh3 De3+ 35.Kh2 De5+ 36.Kg2 Dg7–+] 27.Dxe2 Se5+ 28.Ke3 Dh3+ 29.Kf4 Sc6 30.Dg4 Dh2+ 31.Dg3 Dxc2 32.f7 Th8 33.g6 Txd1 34.g7 Thd8 35.f8D Txg1 36.Dxg1 Dd2+ 37.De3 Ka8 38.Dxd2 cxd2 39.Lb3 1–0
Wie durch ein Wunder in dieser Runde gerettet, kam er dann bis ins Finale, wobei er zuvor Alexander Onischuk, Vladimir Akopian und in einem spannenden Halbfinale Sergey Karjakin ausschaltete. Im Finale, das über vier Partien gespielt wurde, unterlag er Gata Kamsky, wobei die Niederlage in Partie der zweiten Partie den Auschlag gab.
"Natürlich hätte ich den World Cup gerne gewonnen, und mein Eindruck war, dass es auch möglich gewesen wäre. In der entscheidenden Partie gegen Kamsky habe ich auf falsche Weise ins Endspiel abgewickelt. Aber was soll ich mich beklagen. Eigentlich hätte schon in Runde zwei für mich Schluss sein müssen," lautet Shirovs Fazit.
Vor der Schlussfeier gab es für Shirov und seinen Sekundanten Manolo Perez Gelegenheit zu einem spannenden Ausflug.
Vorher: Alexei Shirov
Manolo Perez
Sie nahmen die Einladung von Alexei Bondarev, früher einmal Jugendmeister im Biathlon, zu einem Ritt mit einem Motorschlitten über den gefrorenen Irtysch an.
Das Gefährt
Der Führer unterscheidet sich in seiner Schutzkleidung von den Gästen
Gefrorenene Flüsse haben in der Geschichte Russlands eine große Rolle gespielt. Nicht nur, dass man nur auf den vereisten Flüssen dieselben überqueren konnte. Auch als bequemer Weg für berittene Krieger waren diese gut nutzbar. Auf den eisigen Wasserwegen war die nächste zu plündernde oder nieder zu brennende Stadt viel schneller zu erreichen, als wenn man sich mit Pferd und Wagen durch tiefe Böden oder waldreiche Gebiete zu kämpfen hatte.
Die Zeiten mordgieriger Horden auf russischen Flüssen sind zum Glück lange
vorbei, aber die Begegnung mit unseren enthusiastischen, aber ungeübten motorisierten Ausflüglern
war sicher auch
nicht ungefährlich. Zum Glück kamen ihnen aber kaum Passanten in
die Quere. Ein Jugendlicher mit einem Ziehschlitten konnte die
Gefahrenstelle weiträumig umgehen.
Hinten der Hafen von Khanty-Mansiysk, rechts hinten, ganz klein...
... ein anderer Wintersportler.
Ski-Doo Geländefahrzeuge sind Produkte der kanadischen Firma Bombardier, auch bekannt als Motorenlieferant für größere Fahrzeuge, z.B. Antriebeseinheiten für Straßenbahmn oder Hochgeschwindigkeitszüge. Neben der Mitarbeit am ICE baut Bomabardier z.B. die Motoren für den spanischen AVE S-102 (350 km/h).
Der Rotax v 800 Motorschlitten bleibt in seiner Endleistung von etwa 100 km/h deutlich unter der Höchstgeschwindigkeit anderer Bombardier-Produkte, Alexei Shirov versichtert jedoch, dass die gefühlte Geschwindigkeit bei Minus 20 Grad auf dem gefrorenen Irtysch deutlich höher liegt. Der 151 starke Motor bewegt das Gefährt samt Passagieren zügig über das Eis und spricht den sportiven Freizeitfahrer ebenso an
... wie den Familienvater, der seine Familie zum gepflegten Ausflug kutschieren möchte:
Aus dem Ski-doo Werbeprospekt
Der geringen
Treibstoffverbrauch befreit den Fahrer davon, sich zu häufig nach einer
Tankstelle umsehen zu müssen, sodass er sich ganz den Schönheiten der Natur
und dem unbeschwerten Fahrvergnügen hingeben kann.
Nachdem Shirov zunächt selbst am Lenker gesessen hatte, überließ er seinem
Sekundanten Manolo Perez das Steuer, was unserem Schachprofi jedoch nicht bekam.
Monolo Peres fröhlich
Auf dem Rücksitz sind die Temperaturen wegen der warmen Abluft des Motors zwar höher, doch die Maschine verursacht durch die Abgase bei den Passagierern auf den billigen Plätzen einige Übelkeit. Alexei Bondarev bemerkte jedoch während der Fahrt, dass mit der Gesichtsfarbe* von Alexei Shirov etwas nicht in Ordnung war und ließ stoppen.
Shirov
Nach Hause telefonieren
Gesichtsfarbe bei minus 20 Grad
Der Führer fand eine begeisterten und fröhlichen Sekundanten, während ihm
der Word Cup -Finalist doch Sorgen machte. Bachtlicherweise stammt Manolo
Perez aus dem spanischen bezirl Extremadura, wo es nie kälte als 14 Grad
ist. Dennoch war seine Kältetauglichkeit größer als die des
russischstämmigen Spaniers. Er wurde deshalb zum russen Ehrenhalber erklärt.
Die in Russland übliche Einfügung des Vaternamens wie in Garry Kimowitsch
Kasparov sollte dies zum Ausdruck bringen.
Der Vater von Manolo Perez hieß jedoch ebenfalls Manolo. Das Ergebnis
Manolo Manolowitsch war dann als Auszeichnung doch nicht so tauglich wie
erhofft.
Im Laufe des Turniers hatte der russische Sender Sportbox bereits ein
Portrait Shirovs auf Skiern gezeigt. Shirov wird gefragt, ober er gegen
Carslen lieber mit Skieren oder am Brett antreten würde und er zog das Brett
klar vor. "Auf Skieren hätte ich keine Chance."
Shirov beim Langlauf
*
Erfrierung: Ursachen und Auftreten
Hauptursache für Erfrierungen, insbesondere dritten Grades, ist eine
unangepasste Kleidung bei langanhaltend tiefen Temperaturen unter dem
Gefrierpunkt. Während Kriegszeiten ist Erfrieren eine der häufigsten
Todesursachen in kalten Regionen. In Deutschland kommt es jedoch heutzutage
kaum noch zum Tod durch Erfrieren.
Begünstigend für Erfrierungen sind akute Alkoholvergiftungen, da nach einer
Zeit der erhöhten Hautdurchblutung die Wärmezufuhr vom Körperinnern her
erschöpft ist (Unterkühlung) und der die Gefahr (Zeitdauer, Kälte) unter-
und sich selbst überschätzende Betroffene zumeist infolge Müdigkeit und
Benommenheit um keine Hilfe nachsucht oder technisch nicht anzufordern
vermag. Aus diesen Erfahrungen leitet sich die unbedingte Empfehlung ab,
sogar bei organisierten Winterhilfsaktionen auf jedweden Alkoholkonsum zu
verzichten und Alleingänge (fehlende gegenseitige Hilfe) zu vermeiden.
Bergsteiger stellen eine Risikogruppe für Erfrierungen dar, da sie
vergleichsweise häufig und unerwartet in Notsituationen kommen, ohne
unverzügliche Gegenmaßnahmen vornehmen zu können.
Eine andere Gefahrenquelle geht auf den Effekt des Windchill zurück. Bei
hohen Windgeschwindigkeiten können bedingt durch diesen Effekt auch
Lufttemperaturen weit über dem Gefrierpunkt zu Erfrierungen führen, da der
Wärmehaushalt des Menschen von mehr Faktoren abhängt als nur der Temperatur.
Besonders betroffen hiervon sind unbedeckte Hautpartien wie das Gesicht. Der
Effekt hat daher eine hohe Bedeutung für Wintersportler,
Motorschlittenfahrer (Fahrtgeschwindigkeit) und Bergsteiger (Bergwind). Wird
er nicht von vornherein berücksichtigt und paart sich mit der
Gefühllosigkeit und damit Schmerzunempfindlichkeit der betroffenen
Hautpartien, so kann es leicht zu schwerwiegenden Erfrierungen kommen.
Aus Wikipedia