SO Kavalas gewinnt Griechische Mannschaftsmeisterschaft

von ChessBase
16.07.2008 – In der zweiten Juliwoche wurde in Kallithea die Griechische Mannschaftsmeisterschaft ausgetragen. Die Griechen haben zwar wenig Geld - im letzten Jahr musste die Meisterschaft ausfallen -, aber gute Ideen. So ist die Zahl der ausländischen Gastspieler trotz EU-Mitgliedschaft in jedem Team auf zwei begrenzt. Dafür gibt es neben den fünf Männerbrettern ein Frauenbrett, zwei Mädchenbrettern (U-16 und U-18) und vier Jungenbrettern (jeweils U-18, U-16, U-14 und U-12). Zumeist werden die Wettkämpfe an den Jugend- und Kinderbrettern entschieden, was zur Folge hat, dass die Vereine sich intensiv um den Nachwuchs kümmern. Tatsächlich hat das griechische Schach in den letzten Jahren einen deutlichen Aufschwung genommen. Der türkische Verband hat inzwischen das griechische System adaptiert und profitiert in seiner Jugendarbeit ebenfalls davon. Neben gutem Schach und guter Organisation boten die Griechen den Gästen ihre sprichwörtliche Gastfreundschaft. Dejan Bojkov hat sie genossen und berichtet.Turnierseite...Bericht, Bilder, Partien, etc....

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Gute Aussicht
Von Dejan Bojkov

Die 36. Griechische Mannschaftsmeisterschaft fand vom 6. bis 10. Juli in Kallithea statt. Kallithea heißt auf Griechisch „gute (schöne) Aussicht“, und ich kann Ihnen versichern, dass der Name stimmt.


Das Athos Palasthotel


Blick vom Hotel aus


Die Spieler beim Wasserball


Nur Fliegen ist schöner


Baadur Jobava geht es gut


Stelios Halkias ist zufrieden

Die Meisterschaft fand im Athos Palastkomplex, eine wundervolle Hotelanlage an der Ägäis statt. In ihrer Freizeit konnten die Spieler im warmen Meer baden, den ausgezeichneten Swimming Pool genießen oder die Tennisplätze, das Kino, traditionelle griechische Tavernen, die außergewöhnliche Schönheit des Ortes und die bekannte griechische Gastfreundschaft.


Orthodoxe Kirche


Aerobic für Ausgeschlafene


St Marina Kapelle am Strand

20 Mannschaften nahmen dieses Jahr an dem Turnier teil. Das erste Mal seit drei Jahren wurde nach Schweizer System gespielt – sieben Runden. In den Jahren zuvor spielten 16 Mannschaften in der höchsten Gruppe – sie wurden in vier Gruppen unterteilt und die beiden besten Teams kämpften um die Medaillen, während die letzten beiden Mannschaften aus allen Gruppen um den Klassenerhalt kämpften. Letztes Jahr fand die Meisterschaft wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht statt. Anders als versprochen stellte die griechische Regierung keine Mittel zur Verfügung und die Meisterschaft wurde abgesagt. Im nächsten Jahr ist geplant, dass 34 Mannschaften in der höchsten Gruppe spielen und für die zehn ersten übernimmt die Regierung den größten Teil der Kosten (etwa 70%).


Olivenhaine


Auf dem Weg zum Spiellokal an Olivenbäumen vorbei


Der Kräutergarten

Am dritten und vierten Juli wurde das Finale des griechischen Pokals gespielt. Eine der Attraktionen war die Teilnahme von Etienne Bacrot. Aber es war nicht sein Team, das den Pokal gewann. Nach hartem Kampf, drei unentschiedenen und vier gewonnenen Wettkämpfen holte sich E.S. Thessaloniki (D. und A. Mastrovasilis, V. Iotov und D. Zakarian) den Pokal.



Die Griechischen Mannschaftsmeisterschaften werden anders gespielt als die meisten Mannschaftswettbewerbe, die ich kenne. Jede Mannschaft besteht aus 5 Männerbrettern, einem Frauenbrett, zwei Mädchenbrettern (U-16 und U-18) und vier Jungenbrettern (jeweils U-18, U-16, U-14 und U-12). Dies vermittelt einen Eindruck des Turniers und die meisten Wettkämpfe werden an den Kinderbrettern entschieden. Die Idee ist einfach und effektiv: Wer ein starkes Team haben möchte, sollte sich um den Nachwuchs kümmern und nicht nur auf bezahlte Profis vertrauen.

Die türkischen Mannschaften haben ein System eingeführt, das dem in Griechenland sehr ähnelt, aber in die Praxis wurde es von ihren Nachbarn vor etwa sieben bis acht Jahren eingeführt.

Jede Mannschaft hat das Recht, zwei ausländische Spieler einzusetzen. Für gewöhnlich sind die Spitzenbretter bei den Männern extrem stark. Ich weiß noch, dass mein Gegnerdurchschnitt letztes Jahr am ersten Brett 2615 betrug. Unter den Spitzenspielern waren Evgeny Postny (Israel), Baadur Jobava, Zurab Azmaiparashvili, Tamaz Gelashvili (Georgien), Pentala Harikrishna (Indien), Yuri Kryvoruchko und Evgenij Miroshnichenko (Ukraine), Suat Atalik (Türkei), Ivan Ivanisevic (Serbien), Bartolomiej Macieja (Polen) und der einzige Spieler mit einer Elo-Zahl über 2700 – Sergei Movsesian.


Evgeny Postny


Pentala Harikrishna


Suat Atalik

Die besten griechischen Spieler waren ebenfalls alle dabei, darunter die augenblickliche griechische Nummer Eins – Ioannis Papaioannou, der sich vor kurzem bei den Europameisterschaften in Plovdiv für den World Cup qualifiziert hat. “Ich bin nur ein Amateur”, sagt der bescheidene Grieche. “Ich hatte Glück in Plovdiv, dass manche meiner Gegner zu viele Figuren gegen mich geopfert haben. Die Weltmeisterschaft wird für mich eine große Erfahrung sein.“ Papaioannou kehrte von “Kidon”-Chania wieder in seine Heimatmannschaft Kavala zurück – die beiden Mannschaften sind die größten Favoriten auf den Titel.

Beide Mannschaften nahmen bei ihren Aufstellungen wichtige Änderungen vor: Andrey Sokolov aus der Kavala-Mannschaft wurde durch Pentala Harikrishna ersetzt und Zurab Azmaiparashvili von “Kidon” durch seinen Landsmann Baadur Jobava. Leider waren beide neuen Spitzenbretter nicht in Bestform.


Movsesian-Harikrishna

Außerdem spielten bei Kavala noch die Großmeister Kotronias, Skembris und Anna-Maria Botsari, während “Kidon” mit den GMs Banikas und Nikolaidis bescheidener ist.


 Skembris und Kotronias


Vasilis Theodoridis und Anna Maria Botsari

Diese beiden Mannschaften streiten sich immer um den Titel: “Kidon” gewann 2005 und Kavala nahm 2006 Revanche. Es gibt ein drittes sehr starkes Team – E. S. Thessaloniki, das von Miroshnichenko angeführt wurde und in dem noch die GM-Brüder Athanasios und Dimitrios Mastrovasilis sowie Valentin Iotov dabei sind.



E. Pritsoula


Maria Petsetidi


Thomas Willemze spricht mit seiner Mannschaftskollegin


Willemze-Kryvoruchko: Der Ukrainer ist nervös und wird bald seine Dame einstellen

Die Meisterschaft verlief für “Kavala” sehr leicht: Die Mannschaft gewann die ersten sechs Kämpfe, und sicherte sich den Titel eine Runde vor Schluss. Überraschenderweise verdankten sie ihre Überlegenheit den Kinder- und Frauenbrettern und nicht ihren Spitzenbrettern, wie man erwartet hatte. Sowohl Anna-Maria Botsari und Katerina Nemcova (Tschechische Republik) erzielten 6,5/7 Punkte.

Silber ging an die Mannschaft von “Thessaloniki”, die große Schwierigkeiten gegen meine bescheidene Mannschaft OFS “Kavalas” (die zweite Mannschaft von Kavala) hatte, aber den Kampf schließlich Unentschieden halten konnte, was für sie reichte. Thessaloniki hatte ein ausgesprochen gutes Jahr – Pokal und zweiter Platz im Finale.

Dritter Platz ging an “Kidon”Chania, die die Kämpfe gegen die beiden Erstplatzierten verloren.

Die Deutschen wurden durch IMs Sebastian Siebrecht, Thomas Hendrichs und Georgios Souleidis vertreten. Letztgenannter gewann die Mini-Goldmedaille an Brett vier. Sie wollen ein paar Turniere in Griechenland spielen – Ikaria, dann Paleohora (auf Kreta). Der frischgebackene Mannschaftsmeister Kavala organisiert Ende Juli ein sehr starkes Open – bislang haben sich 43 Spieler mit mehr als 2500 Elo angemeldet. Weitere schöne Turniere, die empfohlen werden können, sind das “Akropolis Open” in Athen und “Kalamaria” in Thessaloniki. Das Schachsommer in Griechenland wird heiß J.
Zoi Iordanidou am Frauenbrett unter 16 war die einzige Spielerin, die mit sieben Siegen 100% erzielen konnte.

Das Mini-Turnier an Brett Eins wurde von Evgeny Postny (6/7) gewonnen, der bescheiden erklärte, er hätte nur “die Fehler der Gegner ausgenutzt”. Aber vielleicht ist das Geheimnis seines Erfolgs woanders zu suchen – “2661! Bei einer solchen Freundin hätte ich mehr als 2700!!” – rief einer der griechischen Großmeister aus. Nun, urteilen Sie selbst.

Die Partien (cbv)...

Rank Sno Team MP SB BH. Pts.
1 1 SO KAVALAS 13 421.50 275½ 61½
2 4 ES THESSALONIKIS 11 384.00 284½ 53
3 2 AO KYDON CHANION 10 387.00 283½ 57
4 3 SA THESSALONIKIS O GALAXIAS 9 361.00 277½ 50
5 7 OFS KAVALAS 9 289.00 259½ 48
6 13 ES KALAMARIAS 9 243.50 252 42½
7 8 SO POLICHNIS 8 246.50 283½ 38½
8 10 SAS KOROPIOU 8 244.50 287 41
9 9 SA CHANION 7 259.50 298½ 38½
10 17 OAA HERAKLIO 7 245.50 242 47½
11 16 SO HERAKLIOU 7 209.00 239 40½
12 14 PS PERISTERIOU 6 231.00 268 37½
13 6 OS TRIANDRIAS 6 221.50 267½ 37
14 5 FO N. HERAKLIOU ATTIKIS 6 209.00 261½ 39
15 11 EES KORYDALLOU 6 207.00 257½ 38½
16 12 NO KALAMATAS O POSEIDON 6 171.00 256½ 38½
17 18 PANATHLITIKOS SF SYKEON 4 169.00 240 34
18 15 SO ILIOUPOLIS 4 165.00 251½ 36
19 19 SO KALLITHEAS 4 152.00 227 37
20 20 SO IKARIAS I. TZELEPIS 0 93.50 241 20½

Vollständige Tabelle: http://www.chessfed.gr/teams2008/stands.asp

 

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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