Bundesliga: Alles Wurst? Muss doch nicht sein!

von ChessBase
11.03.2024 – In der Bundesliga und in der Zweiten Bundesliga bieten die Gastgebervereine allen Spielern ein Catering an. Dieses kann je nach dem gastgebenden Verein ganz unterschiedlich ausfallen, aber alle haben einen Aspekt gemeinsam: Der Anteil des veganen Angebots ist ausbaufähig. FM David Höffer und Olaf Stettens fordern (oder wünschen sich): Mehr veganes Schach, bitte!

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Der Beitrag erschien zuerst auf Olaf Steffens Blog "Vegane Schachkatzen".
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

Es wird Zeit: Veganes Catering für alle

Ein Gastbeitrag von FM David Höffer, Hannoverscher SK Lister Turm

Vorab: Die zentrale Bundesligarunde in Viernheim war ein toll organisiertes Event, die unzähligen Stunden an ehrenamtlicher Arbeit, die die Vereinsmitglieder in die Verwirklichung gesteckt haben, kann man nicht hoch genug bewerten. Am Beispiel dieses Events einen Teilaspekt zu kritisieren, soll die Organisation der Zentralrunde nicht als Ganzes herabsetzen. Außerdem ist dies natürlich kein Problem, das nur beim Schach besteht. Es besteht auch bei fast jedem Hotelfrühstücksbuffet und bei anderen Events und Meetings, die Essbares für die Teilnehmer:innen anbieten.

In der Bundesliga (und auch in der 2. Liga) gibt es üblicherweise ein mehr oder weniger ausgeprägtes Catering für die Spieler (und Spielerinnen, aber die gibt es in der offenen Bundesliga eher selten) und Funktionäre. Dies ist durch die Turnierordnung der SBL vorgeschrieben:

Während der Wettkämpfe sind für Spieler und Schiedsrichter kostenlos nichtalkoholische Getränke und kleine Speisen im Spielsaal oder in einem Vorraum anzubieten.“

Da diese Speisen nicht weiter beschrieben sind, ist die Spannbreite groß. In Kirchweyhe hatten wir vor allem Brezeln und Schokoriegel zur Auswahl, in Dresden wurden hingegen viele offensichtlich von kundigen Händen zubereitete Speisen angeboten.

Allen gemeinsam war aber: Ein gleichwertiges veganes Angebot gab es nicht, insbesondere die üblicherweise als Hauptverpflegung angebotenen belegten Brötchen waren ausschließlich mit nicht-veganen Lebensmitteln belegt.

Die Grundstellung des Veganen Schachs (Foto: OSt)

In Viernheim habe ich mal ungefähr gezählt: Die Platten waren mit ca. 1/3 Käsebrötchen und 2/3 Wurstbrötchen angerichtet. Nach einiger Zeit zeigte sich, dass dieses Verhältnis den Geschmack der Spieler nicht ganz traf: Alle Käsebrötchen waren weg, Wurstbrötchen noch sicherlich die Hälfte übrig, nun hatten also nicht nur Veganer, sondern auch Vegetarier keine Brötchen mehr zur Verfügung.
Ein von mir darauf angesprochener Schiedsrichter wollte sich darum kümmern (er war Vegetarier), doch Nachschub war anscheinend ohnehin nicht vorgesehen (was ok ist, es ist ja gerade aus Nachhaltigkeitsgründen zu begrüßen, wenn ein Buffet am Ende relativ leer ist).

In Viernheim gab es auch ein weiteres Buffet, das auch für Zuschauer offen war. Hier fragte ich sicherheitshalber nach „Etwas Veganes haben sie nicht?“ und bekam die Antwort „Dieser Spieß ist vegan, da ist nur Käse drin.“ Hm.

Vegane Aufstriche und Aufschnitte sind heutzutage nicht gerade schwer zu finden, es gibt sie in so ziemlich allen Geschmacksrichtungen, sowohl als Imitate von Fleisch- und Milchprodukten, als auch als eigene vegane Kreationen.
Schwierig wäre es also nicht, auch vegane Alternativen anzubieten, ist es Gedankenlosigkeit? Angesichts der durchaus verschiedenen Formen von Wurst und Käse am Buffet kann es eigentlich nicht daran liegen, dass es zu kompliziert erscheint, mehrere Beläge anzubieten.

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Eröffnung des Werder Bremen Jubiläumsturniers 2024 – mit einigen (selbstgeschmierten) veganen Alternativen am Büffet 

Vegane Alternativen wären das Minimum, um niemanden auszuschließen. Vielleicht würde sich dabei ja auch zeigen, dass sie auch von Vegetariern oder omnivor lebenden Menschen mal dem Käsebrötchen vorgezogen werden. Wirklich erfreulich wäre aber die einfache folgende Lösung: Beim Catering für Mannschaftskämpfe oder Schachturniere werden belegte Brötchen ausschließlich mit veganen Aufstrichen/Aufschnitten angeboten. Damit muss niemand nachfragen, alles ist klar, es ist übrigens sogar alles koscher und halal, so dass man auch keine zusätzliche Rücksicht auf religiöse Fragen nehmen muss.

Und das nicht in erster Linie, um den zwei anwesenden Veganern einen Gefallen zu tun, sondern vor allem aus der Verantwortung, bei so einer großen Veranstaltung ein etwas größeres Rad drehen zu können als am heimischen Herd. Als Veranstaltung etwas für Tier- und vor allem Klimaschutz tun zu können (wenn die Veranstaltung schon voraussetzt, dass viele der Teilnehmer extra per Flugzeug anreisen).
Gerade in puncto Klimaschutz ist übrigens die vegetarische Lösung Käse nicht die beste Lösung, da die Milchviehhaltung viele klimaschädliche Gase produziert. Und um vielleicht dem einen oder anderen die Berührungsängste zu nehmen, die anwesenden Kinder und Jugendlichen nicht weiter darauf zu konditionieren, dass Brötchen „normalerweise“ mit Wurst oder Käse belegt werden müssen.

JA SPINNT DENN DER TOTAL?! WILL DER UNS DAS FLEISCH VERBIETEN UND VORSCHREIBEN, WAS WIR ESSEN SOLLEN?!??!?!?!???!?!?!!!1111111elf

So oder ähnlich werden einige an dieser Stelle wohl reagieren. Mindestens ein „Das ist nun doch übertrieben“ werden viele gedacht haben. Aber wieso eigentlich? Niemand verbietet dabei jemandem etwas. Auch bei der Policy von Viernheim wird mir ja kein veganes Essen verboten, es wird nur nicht angeboten. Vorgeschrieben, was man kostenlos essen darf, wird hingegen tatsächlich. In jedem Fall.

Kaffee – zum Glück – geht auch am Veganen Schachbüffet (Foto: OSt)

Bei keinem der angebotenen Caterings wurde Pizza angeboten, es gab nirgends Steak, nirgends Kartoffeln, Nudeln oder Reis (obwohl das nachweislich ziemlich viele Leute gern und häufig essen), nirgends Mousse au Chocolat, an Getränken gab es nur Apfel-, aber keine Maracujaschorle… Diese Aufzählung mag zeigen, wie unsinnig die Forderung ist, dass unbedingt Fleisch angeboten werden müsste, weil manche Leute das lieber essen. Eine Einschränkung des Angebots findet immer und überall automatisch statt, das regt aber nie jemanden auf, außer wenn es eben kein Fleisch bzw. keine Tierprodukte gibt.

Auch aus gesundheitlicher Verantwortung wäre das übrigens naheliegend. Die meisten Fleischesser essen ja zu Hause, im Restaurant, im Hotel schon deutlich genug Fleisch und Wurst.

Der wirklich nicht im Verdacht grüner Umtriebe stehende Verein DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.) empfiehlt 0 – 300g Fleisch pro Woche, auch die WHO geht mit klaren Belegen davon aus, dass zu viel Fleisch ungesund ist. Das darf natürlich jede:r für sich selbst komplett missachten, aber vielleicht hätten viele auch lieber deswegen nicht noch zwischendurch zusätzlich Wurstbrötchen gegessen (nehmen es dann aber, wenn es eben da ist).

Jedenfalls sind zusätzliche Tierprodukte in so einem Buffet für keinen der Spieler notwendig, um eine ausgewogene Ernährung zu erreichen, selbst wenn man diese so wie DGE und WHO inklusive (überschaubarer Mengen von) Tierprodukten definiert. Und auch wenn z.B. einige vegane Wurstalternativen durch das enthaltene Carragen nicht unbedingt am oberen Ende der gesunden Lebensmittel anzusiedeln sind, sind beispielsweise die nicht imitierenden Aufstriche von Zwergenwiese und ähnlichen Herstellern in erster Linie Gemüse mit Sonnenblumenkernen o.ä.

Also, liebe Bundesligavereine (auch mein eigener, der ja noch eine halbe Zentralrunde ausrichtet), liebe Turnierveranstalter:

Traut euch, mal etwas zu ändern und einen nicht ins Geld gehenden, nicht die sportlichen Chancen schmälernden Schritt für den Klimaschutz zu machen!

Bietet euer Catering in Zukunft vegan an, entweder ganz wortlos und ohne große Diskussionen, oder offensiv als Aushängeschild mit den üblichen Nebenwirkungen.


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